Geschichte des Graniummärits und Vereinsgründung

Die Anfänge

Der Bärner Graniummärit ist der älteste, grösste und auch die einzige Veranstaltung dieser Art in der Schweiz. Der erste Graniummärit in Bern fand am Mittwoch, den 22. Mai 1957 statt. Er wurde von der Genossenschaft „Für Bern“ anlässlich ihres 20. Geburtstages und des 60. Geburtstages des Bernischen Gärtnermeistervereins durchgeführt. Die Genossenschaft hatte sich schon lange darum bemüht, der Bevölkerung die Teilnahme an der Aktion „Bern in Blumen“, dem Wettbewerb um den schönsten Balkon- und Fensterblumenschmuck, möglichst leicht zu machen. Der neue Graniummärit sollte dieses Vorhaben nun unterstützen. Hier konnten die Bürgerinnen und Bürger Pflanzen von sehr guter Qualität kaufen und sich in Bezug auf die Pflege beraten lassen. Gerne unterstützten die Gärtner die Kundinnen und Kunden auch beim Einpflanzen.

In der Stadtgärtnerei, der Kantonalen Gartenbauschule Oeschberg und den bernischen Gärtnermeistern hatte die Genossenschaft die Partner gefunden, die den Märit gemeinsam zu einer erfolgreichen Veranstaltung machten.

In den kommenden Jahren wurde der Graniummärit, der immer an einem Mittwoch nach den Eisheiligen stattfand, zu einer festen Grösse im Berner Veranstaltungskalender. Der farbenprächtige Markt lockte mit der Zeit auch immer mehr auswärtige Besucherinnen und Besucher an.

Der Standortwechsel

Nach zehn Jahren gab es erstmals eine Veränderung, die schwer wiegende Auswirkungen auf den Märit hatte. Aufgrund verkehrsplanerischer Überlegungen verlegten die städtischen Behörden den Graniummärit 1967 vom Bundesplatz auf den Münsterplatz. Mit dem Ziel, ein Berner Frühlingsfest zu etablieren, führte man im folgenden Jahr das erste Berner Jugendfest gemeinsam mit dem Graniummärit durch, und verlegte diesen daher auf einen Samstag. Am Vormittag des 18. Mai 1968 setzten rote Blumen, grüne Gärtnerschürzen und bunte Volkstrachten Farbakzente auf dem Münsterplatz. Am Nachmittag übernahmen die Jugendlichen die Verkaufsstände und boten während des „Jugendmärits“ Selbstgemachtes und Antiquarisches an. Bei Einbruch der Nacht loderte dann eine hohe Gasfackel in der Mitte des Münsterplatzes und Jugendmusikgruppen spielten zum Tanz auf.

Die Verbindung von Jugend- und Blumenfest, die zunächst reizvoll erschienen war, wurde jedoch in der Zukunft nicht fortgesetzt. Während der Graniummärit nämlich an einem Mittwoch eine Besonderheit gewesen war, wirkte er an jenem Samstag nur wie ein Anhängsel des normalen Wochenmarktes. Für ein Jugendfest mit Abendveranstaltungen im Freien waren die Nächte im Mai ausserdem noch zu kalt, weswegen man dieses Fest künftig auf den Juni verlegte. Der Graniummärit fand 1969 also wieder wie üblich an einem Mittwoch statt.

Die Krise und die Vereinsgründung

Die Verlegung des Graniummärits hatte schon 1967 zu Kritik geführt. Die Gärtnermeister machten den neuen, weniger gut erreichbaren Standort für den Umsatzrückgang verantwortlich. Daneben hatten sie mit weiteren Schwierigkeiten zu kämpfen. Durch die Grossverteiler, die ihre Pflanzen bereits im frühen Frühjahr anboten, erwuchs den Gärtnern und dem Märit eine starke Konkurrenz. Ausserdem liess sich die junge Gärtner-Generation, die neue Produktions- und Absatzmethoden suchte, kaum zur Mitarbeit bewegen. Die Gärtnermeister stellten zwar die Daseinsberechtigung des Graniummärits nicht grundsätzlich in Frage. Sie selbst konnten und wollten das finanzielle Risiko jedoch nicht länger tragen.

Stadtgärtner Willy Liechti hatte diese Entwicklung vorausgesehen. Er war jedoch überzeugt, dass der Graniummärit, der mittlerweile sogar im In- und Ausland nachgeahmt wurde, nicht aufgegeben werden durfte. Er glaubte auch nicht, dass der neue Standort sich nachteilig auswirkte. In Absprache mit dem damaligen Präsidenten der Genossenschaft „Für Bern“, Stadtpräsident Dr. Reynold Tschäppät, erarbeitete er mit verschiedenen Gärtnermeistern eine Lösung: Künftig sollte der Graniummärit durch einen Verein durchgeführt werden. Diesem sollten neben der Stadtgärtnerei und der Kantonalen Gartenbauschule Oeschberg auch die Berner Gärtnermeister angehören, die den Märit nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus ideellen Gründen fördern wollten. Am 29. Dezember 1969 wurde dann der Verein Berner Geraniummärit gegründet, dessen Name schon bald der Mundart angepasst und zu „Verein Bärner Graniummärit“ abgewandelt wurde. Die Hauptaufgabe des Vereins sollte darin bestehen, den Märit zu organisieren, einwandfreie Pflanzen zu beschaffen und, falls nötig, nicht verkaufte Pflanzen zu übernehmen. Letzteres war für die Gärtner von grosser Bedeutung, denn viele von ihnen waren zwar bereit, Pflanzen zu produzieren und zu liefern, jedoch finanziell nicht in der Lage, unverkaufte Ware zurückzunehmen.

Die Entwicklung

Die steigenden Verkaufszahlen zeigten in den kommenden Jahren, dass die Berner und Bernerinnen den Standort auf dem Münsterplatz akzeptiert hatten. Während am an 1967 am ersten Münsterplatz-Graniummärit nur 7000 Pflanzen verkauft hatte, waren es zehn Jahre später schon 15 052. Ihren Höhepunkt erreichten die Verkaufszahlen 1982 mit 19 949 verkauften Pflanzen.

Eine besondere Erweiterung erfuhr der Graniummärit 1983 durch ein Angebot der Städtischen Verkehrsbetriebe. Sie schrieben am 18. Mai im Stadtanzeiger:

„Üser Fahrgescht sy nid dumm,
schleipfe kener Granium;
d’Blueme nämlech, wo si wei,
bringe mer ne gratis hei…“.

Wer nicht mit dem eigenen Fahrzeug in die Münster- oder Herrengasse fahren konnte oder wollte, um die Pflanzen nach Hause zu transportieren, konnte diese nun durch die Städtischen Verkehrsbetriebe kostenlos bis vor die eigene Haustüre liefern lassen.

1984 wurde die Stadt Bern im Rahmen eines unter dem Titel „Entente florale“ durchgeführten europäischen Wettbewerbs zur „schönsten Blumenstadt Europas“ gewählt. Diese Auszeichnung war ein Triumph für all diejenigen, die sich seit 1937 für die Aktion „Bern in Blumen“ und seit 1957 für den Berner Graniummärit eingesetzt hatten.

Ende der neunziger Jahre zeigte sich, dass trotz des stimmungsvollen Ambientes auf dem Münsterplatz kein kostendeckender Marktbetrieb mehr möglich ist. 1997 wurde daher der Graniummärit wieder auf den Bundesplatz verlegt. Im gleichen Jahr wurde zum 100jährigen Jubiläum des Gärtnermeistervereins Bern und Umgebung während des Marktes die erste Graniumkönigin gekürt. Aus den Reihen der TeilnehmerInnen am Wettbewerb „Bern in Blumen“, die in der Bewertung durch die Jury die höchsten Punktzahlen erhielten, wird seitdem jährlich am Graniummärit der oder die GraniumkönigIn gezogen.

Seit 2010 findet der Graniummärit während zwei Tagen statt. Damit auch Berufstätige vom umfangreichen Geranien- und Sommerblumensortiment profitieren können, beginnt der Graniummärit jeweils am Donnerstagabend mit einem Abendverkauf von 16.00 bis 21.00 Uhr. Am Freitag ist der Markt jeweils von 8.00 bis 13.00 Uhr geöffnet.

In Zusammenarbeit mit der schweizerischen Stiftung ProSpecieRara, welche sich zum Ziel setzt gefährdete Nutztierrassen und Kulturpflanzen vor dem Aussterben zu bewahren, wurden im 2011 erstmals neben Geranien, Balkonpflanzen und Küchenkräutern auch Tomaten verkauft.

Am Märit 2014 wurde der kostenlose Lieferservice letztmals mit der Unterstützung von BERNMOBIL ausgeführt.

Seit 2015 wird diese kostenlose Dienstleistung durch den Verein Bärner Graniummärit erledigt.

Die Teilnehmerzahlen am Wettbewerb Bern in Blumen gingen von Jahr zu Jahr zurück und wurde daher 2019 zum letzten Mal durchgeführt.

Wegen der weltweiten Coronakrise (COVID – 19) konnte der Graniummärit Ende April 2020 zum ersten Mal in der 64. jährigen Geschichte nicht durchgeführt werden. Diese Situation führte unter den Gärtnermeistern und weltweit zu einer schwierigen Wirtschaftslage. 

2022 wurde der Markt zum letzten Mal durch Stadtgrün Bern auf- und abgebaut. Die finanziellen Herausforderungen der Stadt Bern lassen ein solch grosses Engagement wie bis anhin nicht mehr zu. Ab 2023 findet der Markt an einem Tag (Donnerstag) von 07.00 bis 19.00 Uhr statt und die Stadt Bern beteiligt sich weiterhin mit einem finanziellen Beitrag.